Jemand schonmal im Ausland nach nem Copyshop gesucht? Nun, ich habe diese wundervolle Erfahrung machen duerfen. 120 Seiten Malagassische Grammatik lernen sich einfach nicht so gut vom Bildschirm, also musste ein Drucker her. Sollte nicht so schwierig sein, dachte sich die Sahrie, immerhin ist Auckland Universitaetsstadt. Allein rund um die PhilFak in Erlangen gibt es droelfzig Moeglichkeiten Digitales anfassbar zu machen.
Tja, ha! 5 Stunden Spazierengehen in neuen Flip Flops (Sch*** Havaianas aus Singapur sind schon kaputt gegangen. Dafuer hab ich jetzt welche mit Kiwis drauf. Hihi. Ei….), drei SO vorhersehbare Blasen und ca. 10 Dollar Busgeld spaeter weiss die Sahrie: Auckland ist eine ganz, ganz gemeine, viel zu grosse Stadt in der NUR EIN EINZIGER DRUCKER funktioniert. Zusaetzliche Wuerze bezieht dieser schlechte Witz aus dem Fakt, dass dieser einzige funktionierende Drucker nur ca. 5 Minuten zu Fuss vom Haus entfernt ist, in dem ich gerade wohne. HA! HA! HAHA!
Ich also zuerst zur Uni, Bekkas Kopierkarte in der Tasche. Einloggen funktioniert klar nicht. Ich also zum Helpdesk. Schlecht, wenn man seinen eigenen Nachnamen nicht buchstabieren kann und die Rasse gewechselt hat, seitdem das Foto auf der ID-Karte aufgenommen wurde. “You’re Rebecka Machado?” “Umm…” “You’re quite blonde for an Indian.” ……(So tun, als haette ich nicht verstanden? Bin Adoptivkind? Vater Albino? Seltene Pigmentautoimmunerkrankung? Einfach schreien, dass das Diskriminierung sei und Vorgesetzten verlangen?)
“Yea, I’ll be going…” “Yeeea, you’re better….”
Das hat also nicht geklappt. Auf zu Copyshop Nummer 1 ! Drucker kaputt. Mist! Egal! Noch bin ich gut drauf! Copyshop Nummer 2! Ich komme!
Hmpf. Warum ist es eigentlich so verdammt heiss, wenn die Sonne ueberhaupt nicht scheint? Ich hab Hunger. Da isn Subway. Okay, ich hab aber keinen Bock auf Brot. Lassma lieber einen Salat essen.
Fehler! Man geht auch nicht zu H&M, wenn man ein Ballkleid will. Gelernt: wenn schon Fastfood, dann wenigstens ungesund und damit ansatzweise lecker. Salate bei Subway sind frustrierend desillusionierend was die Qualitaet des “frischen” Gemueses betrifft. Und dann kostet das geschmackfreie Kaninchenfutter auch noch 8 Dollar! Ich bin also stinkig (Und immernoch hungrig, surprise, surprise!).
Copyshop Nummer 3. Da kopiert jemand!! Nicht zu fassen!!! Ich strahle, der klitzekleine asiatische Besitzer strahlt zurueck und erklaert, dass eine Kopie 40 Cent kostet. Verhandelbar? Nope. Ausserdem sei die Druckerfunktion kaputt, man koenne nur Kopieren.
Da waere ich fast zur fuchtelnden Furie geworden, aber der Ladenbesitzer war noch clever genug, mir schnell den Tipp zu geben, zur Bibliothek zu gehen, wo eine Kopie nur 20 Cent kostet. Weg Bushaltestelle-Bibliothek: 25 Min. Kurz gecheckt und festgestellt, dass der Drucker dort nicht funktioniert. Weg Bibliothek-Bushaltestelle: 5 Min. HAE??? Ach, whatever…
Ich bin dann ganz verzweifelt nach Hause, auf dem Weg schonmal Frustschokoriegel kaufend und Madagaskar, den WWF und ueberhaupt die ganze Welt verfluchend. Da humpele ich also so vor mich hin und bin schon fast daheim, da entdecke ich doch tatsaechlich ein paar Bildschirme in einer Bollywood-Videothek und- einen Drucker!!! Hab dann da fuer 20 Cent pro Seite meine Sachen ausdrucken duerfen. Und ich – Brain, das ich bin- hab 2 Seiten pro Blatt ausgedruckt und haette damit unglaublich gespart- wenn ich nicht vor lauter Dankbarkeit im Kopf 60×20 Cent zu grob 20 Dollar zusammengerechnet haette , selbige strahlend auf den Tresen geknallt haette und abgezogen waere.
Nuin!
Das war also der Durckzeug-Mittwoch. Der Doktor-Donnerstag war ein bisschen besser. Ich habs endlich geschafft in das Café “the strawberry alarmclock” zu gehen, an dem ich ca. 100mal vorbeigefahren bin und das soooooo genau mein Ding ist- verkratzter, rot angemalter Betonboden, abgesessene Holzstuehle, alte Industrielampen zur Beleuchtung, sowie ein riesiger Deckenventilator und nauerlich die obligatorische rohe Backsteinwand mit der handgemalten Menutafel. Klingt ungemuetlich? Ist es aber ganz arg! Wenn ich hier wohnen wuerde, wuerde ich da stundenlang sitzen und schreiben und ab und zu duerftet ihr mich besuchen und mit mir ein bisschen hervorragenden Kaffee trinken. Das waer schoen…
Leider ist dieses grossartige Café in Parnell, der schlimmsten Schickimickigegend Aucklands und so dauerte es nicht lange, bis The Hills- Auckland reinmarschierten. Zwei Maedchen, die perfektioniert hatten, mit ihren perfekt manuekierten Fingern ihre perfekt blondierten Haare in einer perfekt laessigen Bewegung zurueckzustreichen, die absolut nichts bringt, ausser dass die betroffenen Straehnen perfekt sexy wieder an genau die Stelle zurueckfallen, an der sie gerade eh schon waren. Dabei hatten die beiden durchgehend einen uebrraschend besorgt-entnervten Gesichtsausdruck. Ueberraschend, weil ihre Gespraechsthemen nur in dem Sinne besorgniserregend waren, als sie so einige Theorien grosser Maenner ueber die Unmoeglichkeit des Nicht-Denkens in Frage stellten. Jedenfalls weiss ich jetzt das Fanny such a bitch! sein kann, waehrend Bonnie more like, soooo fake ist und niemand so recht versteht what Jake sees in her, I mean, honestly! That kid must just be, like, stupid! AHAhahahahaha…
Wow. Ich mein, wow! Wie kommt es, dass es oft die sind, die alles haben, die am missguenstigsten gegenueber anderen sind? Ist das irgendsoein Alpha-Woelfinnen-Ding? So ein Reflex, den eigenen Status permanent verteidigen zu muessen, den wir Normalos nicht haben, weil es relativ wurscht ist, ob man jetzt Delta- oder Eta-Woelfin ist? Ich hab jedenfalls noch nie jemanden so ausdauernd schlecht ueber andere Reden hoeren und auch wenn ich weiss, das Laestern manchmal Spass macht, weil es das eigene Selbstwertgefuehl staerkt und einen mit der Person, mit der man laestert, verbindet- es ist baech! Und man sollte in der Lage sein, andere Quellen zu finden, aus denen man seinen Selbstwert bezieht.
Da war er wieder, der Hahnsche Zeigefinger. Besonders ironisch: Erst ueber die Maedels laestern und dann uebers Laestern laestern. Wie laesterlich von mir! Laecherlich!
Der Doktor-Donnerstag war ansonsten nur eben dieser: ein Doktor-Donnerstag. Ich habe ca. 3h in der Travelclinic verbracht, mir vom netten Herrn Doktor ca. 15 Faltblaetter zu so erfreulichen Themen wie WAS TUN BEI DIARRHOE aushaendigen lassen, meine Medikamententasche zusammengestellt (“So you take this, if you get thrush from this, which you would be taking if you get constipated because of this or this.” “Okay, and what’s this?” “That’s just mints.”) und habe einen schoenen Brocken zusaetzliche Panik vor Madagaskar anhaeufen koennen. Uebrigens amusant, wie pruede dieser Kiwi-Doktor war. Was thrush sei, hat er mir so erklaert: “Umm, thrush is… like, when you get, like a rash? In like the area, like, below? Like down here?… It’s a rash.” Good god, buddy, you’re a doctor! You should be able to name all the body parts! Sonst war er aber ausgesprochen nett. “All this sounds like I can pretty much expect do get diarrhoea?” “Yep. Sorry about that.”
Uebrigens gehts mir weiterhin hervorragend, auch wenn dieser Blogeintrag zunaechst anderes vermuten laesst. Ja, ich hab Riesenangst vor Madagaskar und ja, Reisevorbereitungen nerven und sind teuer und der Fakt, dass ich weiterhin in Neuseeland bin und gerade am Lake Taupo in der Sonne liegen, surfen oder das Tongariro Crossing machen koennte, traegt nicht dazu bei, dass ich meine momentane Situation zu schaetzen weiss, aber: schaut euch mal ein Youtube-Video ueber Madagaskar an. Dann ist der Neid auf mich, den ihr bestimmt schon vermisst habt, sofort wieder da.
Ausserdem wohne ich bei Tess (die allerdings gestern nach Hong Kong geflogen ist). Wir teilen uns quasi zu acht das kleine Haeuschen und ich bin verdammt dankbar, dass man mich noch nicht rausgeschmissen hat. Ich kann gar nicht genug Kuchen backen, um meine Dankbarkeit auszudruecken… aber ich versuche es. Bisher gebacken: Bananabread, Schokokuchen, jede Menge Pancakes, sticky Toffee Pudding. Heute mach ich Cookies. Und jetzt putze ich das Bad. Ich hab das Kloputzen eh schon vermisst…