Kidnapped to paradise

Yolanda und Immi sind wieder aufgetaucht. Braun und froehlich, das Mensch(en) gewordene Ahipara-Gefuehl. An der Ostkueste wurde wohl gemunkelt, dass  little Sarah nicht ganz so 100%ig gluecklich ist, wie es sich gehoert. Da haben die beiden beschlossen mich mehr oder weniger im Vorbeifahren ins Auto zu ziehen, feinsten HipHop aufzulegen, mir ein Eis in die Hand zu druecken und zack! I’m back on track. Ziel: der einzig moegliche Ort, wo die Horthensien bluehen und die Wellen brechen, als haette sie Neptun persoenlich zurechtgezupft: AHIPARA. Vor Ruehrung musste ich erstmal dichten.

Es verdichten sich des weiteren die Lillienmassen am Strassenrand und der Prozentsatz an Autos mit Boards auf dem Dach steigt- die naechsten drei Tage stehen unter Hochgefuehlsgarantie.

Wehrmutstropfen: Dela ist nicht dabei. Ihr Freund wurde inzwischen nach NZ eingeschifft und die beiden verbringen Sylvester auf dem erwaehnten Hippiefestival. Sie wird vermisst. Sehr. Und die Mipf ist auch nicht da.

Fakt ist, dass ich die zwei traditionsgeladensten Tage des Jahres so weit weg von zuhause verbringe, dass sich keine dieser Traditionen ausfuehren laesst. Das eine war der Oberfamilientag Weihnachten und das andere war die Oberfreundenacht Sylvester. Dieses Jahr also kein wochenlanges Gerangel um die beste location, um sich am Sylvesterabend vollaufen zu lassen, kein gemuetliches Prae-Vorglueh-Essen mit Anneke und Pia, keine Lachanfaelle beim Repassieren-Lassen des letzten Jahres, keine tiefen Seufzer, weil Pia und ich wieder ein Jahr (weitgehend) Single geblieben sind, keine angeschwipsten gegenseitigen Liebesbekundungen, kein sich-gegenseitig-nochmal-zurecht-Zupfen, bevor man loszieht, kein letzter vielsagender Blick und Druecker, bevor man endgueltig von all den anderen Menschen umstroemt wird, die einem das Leben lebenswert machen. Ich werde trotzdem an euch beide denken und ein Glas auf die ganzen Jahre trinken.

Laufen schon die ganzen Top-10-des-Jahres-Sendungen? Hier meine Version (um das Repassieren nicht ganz sein zu lassen):

Top 3 Parties:    

Sylvester 2009/10- gut, dass der Alkohol NIE AUSGEGANGEN ist

 Berg- die Nacht in der Kaja sich durch Tanz ausdrueckte

 Abschiedsparty- ohne Worte

Top 3 peinliche Momente:

Als Kaja auf die Frage, wer schonmal blinde Wut erlebt habe, als Einzige die Hand hob

Eddies “Ausdruckstanz”- aargh

Ich. Deutschland-England-Spiel. Rock in der Unterhose. Einmal quer durch den Raum.

Top 3 gluecklichste Momente:

 Laura gibt zu, dass sie mich nicht nicht leiden kann

Taxifahrt nach Hause nach dem Parlotoneskonzert

Kaesekaufen fuer Cordu mit Anneke und Pia

 Taxifahrt nach Stefanies und Terries Hochzeit

Simmi wacht nachts auf und ruft “Saaaaaahriiiieee!!!”

Als mir die Finnen das erste Mal in den Sand liefen

Sich am Baggersee von Muecken zerstechen lassen und Family Guy zitieren

Hoeren, dass Mikosch auf Fleisch verzichtet

Fruehstuecken in Paihia

Um 7 ausm Pimpernel stolpern

Nach der Klinische-Pruefung bis zu dem Zeitpunkt, als ich unter meinem Fahrrad gefangen war

Morgends mit einem Kaffee gucken gehen, wie die Wellen sind

War ein gutes Jahr.

You just gotta lov’em, eh?

Ich bin also wieder allein. Ich habe die letzten zwei Tage hauptsaechlich im Internet verbracht bei dem Versuch herauszufinden, wann genau man anfangen muss, Malariatabletten zu schlucken, um nicht beim ersten Mueckenstich in Madagaskar tot umzufallen und was genau mit “irregular rains” gemeint ist, von denen der Participants Guide spricht (gemeint ist: Februar ist Monsunzeit in Madagaskar. Yeeha.). Ausserdem habe ich mir einen neuen Hypermegafunktionsrucksack gekauft, der soooooooooo not in my budget ist. Ich musste mich irgendwie aufheitern, nachdem gestern Nacht mein kleiner, weisser Punkterucksack geklaut worden ist. Innen drin: DAS Punktebuch. Und mein Pantonebuechlein. Es zeigt sich auch nach Kauf eines Luxusrucksacks: Ich bin untroestlich. Diebstahl ist eine gemeine Sache und etwas Unersetzbares zu verlieren schmerzt. Die Leute haben mich ziemlich komisch angeschaut als ich voellig in Traenen aufgeloest gestammelt hab “No (hohou), there *sniff*was nothing *sob*valuable in thehehere!”. Uebrigens ein komischer Zufall, weil ich normalerweise immer Laptop, Kamera und Geldbeutel im Rucksack hab. Nur gestern Abend habe ich das alles noch gebraucht, bis ich ins Bett bin und es dann getrennt vom Rucksack in meinen Nachttisch gelegt. Und dann ist dieser miese Mistmensch von Dieb ins Zimmer geschlichen und hat sich schnell alles geschnappt, was so rumlag. Neben meinem Rucksack waren das: der BH einer Franzosin (was mich dazu veranlasst, mich zu fragen, ob er vielleicht auch noch das Licht angemacht hat) und zwei Shorts ihres Freunds. Mit enthaltenem Autoschluessel. Das Auto war am naechsten Tag aber noch da. Ziemlich dumme (und leicht perverse) Diebe.

Ich hoffe jetzt jedenfalls instaendig, dass sie den Rucksack nicht in eine Muelltonne geschmissen haben, sondern irgendwo hin, wo ihn jemand finden koennte. Und das dieser Jemand dann ein Herz hat und erkennt, was fuer feine Freunde die Besitzerin des Rucksacks hat und deswegen einer davon werden will und versucht, das Ding zu mir zurueckzubekommen. Bis dahin muss ich mit Stella, meinem neuen Astronautenrucksack, vorlieb nehmen und in ein haessliches, ungepunktetes Schulheft schreiben, um meine Gedanken zu ordnen.

Wenigstens darf ich wieder bei Tess wohnen. Wir erinnern uns: meine erste Woche in Auckland wurde dank ihr und ihren flatmates so grossartig, dass ich kaum von hier wegwollte (as opposed to: nie wieder hierher zurueckkommen, was ich nach meinem zweiten Aufenthalt in Auckland wollte). Inzwischen wohnen hier anstatt Bekka, die ein paar Monate in Indien ist, zwei Briten. That’s just mint! Ich liebe Briten einfach. Wenn ich einen von denen zum Lachen bringe, bin ich immer gleich zehnmal so stolz als beim Durchschnittsdeutschen.

Mit den Madagaskarvorbereitungen geht es auch langsam voran. Ich sehe Licht am Horizont, vielleicht kann ich an Silvester sogar was Schoenes machen. Gerade hat mich Dela angerufen und verlangt, dass ich nach Coromandel fahre und mit ihr auf so ein Hippiefestival gehe. Klingt megaverlockend. Ich werd jedenfalls alles daran setzen, das hinzukriegen. Und Immi und Yolanda kommen mich morgen besuchen!!! Die beiden fahren ueber Silvester zurueck nach Ahipara (diese ADDICTS) und wollen mir beim Vorbeifahren ein bisschen den Kopf taetscheln. Ei! Ich kann ein bisschen Kopftaetscheln sehr gut gebrauchen. Alles so feine Menschen. Die mag ich.

Weiteres Erwaehnenswertes: Kiwi-Fernsehen ist voellig verrueckt. Gerade schaue ich im Hintergrund eine Sendung ueber haarlose Meerschweinchen, die aussehen wie Mininilpferde. Endlich mal wieder ein bisschen Kiwikultur, nachdem ich die letzten Tage mit dem Kopf in Malagassischen Wolken verbracht habe. Uebrigens auch ziemlich witzig: die Malagassische Sprache (die ich in drei Wochen lernen soll, thank you very much). Mein Sprachfuehrer beginnt mit den Worten: Malagasy ist so ziemlich das genaue Gegenteil von Englisch. Hilfreich! Auch nett: eine Sprache in einer Fremdsprache zu lernen. Bis jetzt habe ich nur verstanden (oder glaube verstanden zu haben), dass jedes aktive Verb in Malagsy mit M anfaengt. Aha. Und warum? … Man weiss es nicht.

Man verstehe mich an dieser Stelle nicht falsch: ich bin natuerlich mega froh, nach Madagaskar zu duerfen. Ich habe mir heute den Lonely Planet gekauft und mein Mund wassert (kann man das sagen?). Lemuren! Regenwald! Unberuehrte Natur! (Und nein, ich habe nicht als Erstes nachgeschlagen, wo man da surfen kann. Ich hab erst die Bilder angeguckt.) Und die Arbeit, die ich da verrichten werde hoert sich auch absolut interessant an.

Oh, jetzt gehts in der Sendung um einen Typen, der entdeckt, dass man sein Haus in seiner Abwesenheit missbraucht hat, um darin Fisch zu raeuchern. Sein Kommentar: “This ees not what I was ehxpeecting..?” (Kurze Einfuehrung in den Kiwi-accent. “e”s werden langgezogen wie Kaugummi und alles wird gefragt, nicht gesagt. Also: “So I weeent surfing the other deey? And thee waves weeere, like, three meters? So that’s wheeen Bill told me his dog ate his leeatherpants? That’s pretty sweet as, eh?” Letzteres ist unuebertrieben das Ende so ziemlicher jeder von einem Kiwi vorgebrachten Anekdote. “Sweet as, eh?” ist hier wirklich alles. Fand ich ziemlich irritierend, als ich es das erste Mal von einem Kassierer gehoert habe, der damit auf etwas antwortete, was eine ca. 50jaehrige Dame zu ihm gesagt hatte. Ich interpretierte es als “Sweet ass!” und fand das ziemlich unanstaendig von dem Jungen.

Ich muss mich jetzt auf den Fernseher konzentrieren. Another fun fact about Kiwis: Hier schreckt die Werbung kein Stueck davor zurueck, Menschen schlicht bis in die tiefste Tiefe ihrer Seele zu erschrecken. Da schnupft in einer Anti-Drogenkonsumwerbung ein Typ sein eigenes Hirn, in einer Werbung, die auf Gefahren im Haushalt aufmerksam machen soll, preist eine froehliche Mutter erst einen (fiktiven) Muesliriegel an, um dann auf dem Spielzeug ihrer Kinder auszurutschen und in einen Glastisch zu fallen und in einer Kein-Handy-am-Steuer-Werbung wird die liebevolle Alltagsunterhaltung eines Paerchens gezeigt, bis zu dem Zeitpunkt, als er einen Unfall hat und sie am Telefon immer verzweifelter seinen Namen ruft. Von den Blidern auf den Zigarettenpackungen ganz zu schweigen. Diese Kiwis… You just gotta lov’em

Why not get comfy on some garbage bags?

Uns gehen so langsam die Flueche aus. Mimi und ich verrohen zusehends, seitdem wir in Auckland wiedervereint wurden. Inzwischen ist aus einem ganz normalen Apfel “einer deiner gottverdammten  Drecksaepfel” geworden und aus freundlichen Hostelgaesten, die uns kennenlernen wollen- der Feind. Lasst es euch sagen: Hostels machen rassistisch. Amerikaner sind alle aufdringlich, Franzosen machen Dreck, Schweden koennen uns mit ihrer guten Laune mal sonstwo und am allerallerschlimmsten sind sowieso schonmal die Deutschen. Spiessiges Touripack…

Ich fuehle mich wie Gesindel. Seit drei Tagen ungeduscht und ungekaemmt bin ich wieder in Auckland aufgeschlagen. Was sich an den Westkuestenstraenden, an denen Mimi und ich gecampt haben, ganz natuerlich und very Surfer angefuehlt hat, ist mir jetzt grenzwertig peinlich. Ich will keinen Sand mehr am Boden sehen, nachdem ich meine Haare ausgeschuettelt habe! Ich will wieder ohne Scheu Menschen passieren koennen, ohne befuerchten zu muessen, dass die danach die Nase ruempfen! Wie konnte es nur soweit kommen???

Wir rekapitulieren:

Am 20. Dezember habe ich Ahipara verlassen und Mimi in Auckland in dem reizenden kleinen Backpacker City Garden Lodge getroffen. Es erfolgte ein Update (“Hast du NICHT…!?”,  “GAAAAH!” ,  “Ist das denn legal??” , “AEH-aeh???”,  “NUIN! Und dann?”, “GAAAaaahhh!!!”). Es steht jetzt zwei zu zwei.

Auf meinen dringlichen Wunsch nach Zivilisation hin gingen die Mipf und ich dann erstmal in Harry Potter. Nach dem Film und einer Packung widerlicher Orangen M&Ms von Cadburry (WER MACHT SOWAS???? WER UMMANTELT DAS SCHOENSTE DAS ES GIBT AUF DER WELT MIT ORANGE??? UND SCHREIBT DAS DANN NICHT AUSDRUECKLICH AUF DIE PACKUNG?!?!?! Nicht, dass ich sie nicht aufgegessen haette. Aber genossen hab ichs nicht.) konnte ich nicht genau sagen woher meine leichte Uebelkeit ruehrte. Aber der Film hat definitiv dazu beigetragen. Und da waren sechsjaehrige Kinder im Kino! Da verkrumpelt eine alte Frau, die sich als verkleidete Schlange rausstellt, auf offener Leinwand!! Ich hatte Albtraeume danach, von meiner neurotizistisch veranlagten Schwester ganz zu schweigen- wie muss es dann erst diesem unschuldigen, kleinen Rotschopf ergangen sein? Oder sind die Goeren heutzutage schon so abgebrueht? Ich hab die Eltern- wenigstens ja noch anwesend!- jedenfalls ein bisschen misanthrop angestarrt.

Eigentlicher Anlass unserer Rueckkehr nach Auckland war ja der Autokauf. Gottseidank sind Mimi und ich technisch versiert und pfeifen auf Harmonie, weswegen wir ausgefuchste Feilscher sind.

Nicht.

Wir sind jetzt jedenfalls Eigentuemer eines roten Vans mit Sternenhimmeldach. Ei! Und sie heisst Emma!

Die Tage in Auckland waren eigenartig. Mimi und ich sind von regelmaessigen Lachanfaellen in Catfights in tiefsinnige Gespraeche in betrunkenes Ich-hab-dich-sooo-lieb-Gelalle getaumelt und haben darueber irgendwie ganz vergessen, unsere Plaene fuer Weihnachten und die Zeit danach auszuarbeiten (oder ueberhaupt mal darueber zu reden). Und so kam es zu dem jetzt schon legendaeren Katastrophenweihnachtsabend, der im Stau stehend begann und betrunken unterm Skytower endete. Das war so: Wir zum Strand, Riesenstreit, weil Regen und ich surfen, und Mimi mit der Gesamtsituation unzufrieden und ich hochungeduldig. Dann versoehntes Erdbeereisessen auf dem Weg nach Hause, dann: Mimi duscht. Ich dusche. Mimi duscht. Ich zieh mich an. Mimi duscht. Ich bin geschminkt. Mimi duscht. Ich haeng die Waesche ab. Mimi duscht. Ich verstau mein Surfboard. Mimi duscht. Ich entzause meine Haare. Mimi duscht. Ich mach mir nen Tee. Mimi duscht. Ich telefonier ein bisschen nach Deutschland. Mimi duscht. Ich schau dem Sonnenuntergang zu. Mimi duscht. Raaahhh….

Dann hingen wir von ca. 9pm bis 11pm im Verkehr fest. Als wir schliesslich einen Parkplatz gefunden hatten, war Mimi immer noch stinksauer auf mich (sie hatte ihre Gruende) und ich hatte furchtbar Angst. Ich dachte mir, ich fuell die Alte ab, dann kann aus dem Abend noch was werden. Drei Jaegerbombs spaeter und mehr Angeboten von glatzkoepfigen Asiaten und zahnlosen Iren, als nuechtern ertragbar gewesen waeren, legten wir uns schliesslich in unserem Auto unterm Skytower schlafen. Mitten in Auckland. Am Weihnachtsabend. Unser Weihnachtsessen: Peanutbuttersandwiches, Salt and Vinegar Ricecrisps und viel Wasser. Unsere Weihnachtsmusik: Eminem (not a bad thing!). Unsere Weihnachtsgeschenke: einseitig verteilt. Saed….

Aber: das war dann auch der Tiefpunkt. Am naechsten Tag machten wir uns auf, um endlich richtig zu campen. Wir hatten zwar weder Kuehltasche, noch Campingkocher, aber jede Menge Leinsamen und Mintkekse. Hauptsache das! Ganz ehrlich, wir zwei sind die GROESSTEN NULPEN die die Welt je sah. 

Piha, Kare Kare und Muriwai sind unwahrscheinlich schoene Straende westlich von Auckland. Ich liebe jeden einzelnen von ihnen und schwoere: ich werde zurueckkommen und eine dieser Haeuser-Wellen surfen!! Noch habe ich mich nicht getraut. Aber es war schoen zu sehen, dass ich inzwischen wenigstens mit den zehnjaehrigen Kiwis mithalten kann. (GRRRRR)

Ich bin mit einer Schwester gesegnet, die so facettenreich ist, dass ich selbst nach 21 Jahren der intensiven Beschaeftigung mit dieser Person immer noch von ihr ueberrascht werde. Die Frau ist einfach alles. Vom unschuldigen Engelchen, das jeden Hostelbesitzer um den Finger wickelt, zur gefaehrlichen Kleinkriminellen, die Hostelcomputer verstopft, weil sie versucht, mit 2-Euro-Stuecken ins Internet zu kommen. Vom maennermordenden heissen Schlitten, zur hoffnungslosen Romantikerin. Sie ueberrascht einen mit den besten Pancakes der Welt, klaut einem andererseits aber alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Waeschekoerbe, Handtuecher, Lipgloss, T-shirts, Taschen… (und glaub nicht, dass ich nicht durschaut haette, wie du versucht hast, meine Muetze zu klauen, indem du sie in die eine Box gesteckt hast, als haettest du sie nur “aufgeraeumt”!!!). Sie lacht sich schief, wenn fuer Nichtigkeiten uebermaessiger Aufwand betrieben wird (z.B. wenn sich jemand, der nur ein Haar hat, einen Lockenwickler eindreht) und faengt sofort an zu heulen, wenn man ihr ein bloedes Gedicht schreibt. Wenn sie jemanden absolut nicht leiden kann, ist sie besonders nett zu dieser Person und wenn man sie verletzt, dann wird man das nie merken. Sie fuehlt sich keinem Menschen auf der Welt moralisch ueberlegen und findet fuer alle und jeden eine Entschuldigung. Unsicher in Bereichen, in denen es ueueueueberhaupt keinen Grund dafuer gibt, absoluter NARZISS, wenn es um ihre Fahrkuenste, ihr Franzoesisch oder ihren eigenen Humor geht. Um jeden ihrer Freunde so ehrlich besorgt, dass ich mich manchmal frage, ob die betreffenden Personen sich selbst ueberhaupt so viele Gedanken um sich machen, andererseits so wenig fordernd und ebenso ehrlich ueberrascht, wenn  ihrer Person Interesse entgegengebracht wird. Liegt es daran, dass ich ihr so nah bin, dass ich meine Schwester absolut undefinierbar finde? Nicht Tussi, nicht alternativ, nicht karrieregeil, nicht intellektuell, nicht Partygirl, nicht graue Maus, nicht Freigeist, nicht mainstream, nicht Couchpotato, nicht Energiebuendel,nicht naiv, nicht abgebrueht, nicht lieb, nicht kalt, nicht Stadtmensch, nicht Naturbursche,  sondern wirklich, wirklich alles, alles zusammen. Es muss an ihren Haaren liegen. Wo sonst sollte sie so viel Persoenlichkeit unterkriegen? Jedenfalls wuerde ich, wenn ich sie heute kennenlernen wuerde, wollen, dass wir Freunde werden.

Zurueck zum Sand in den Haaren und den mangelnden Duschen (btw: Salzwasser desinfiziert). Inzwischen ist beides aus der Welt geschafft und Mimi ist- weg. Nie gedacht, dass mir das so nahe gehen wuerde. Laecherlich, denn wir sehen uns garantiert bald wieder. Aber ich vermisse sie jetzt schon, als waere der ganze Spass mit einem Puff aus meiner Resie ver- aeh…pufft, halt. Sie ist mit der Emma weiter Richtung Osten, ich musste wieder ins schnoede Auckland zurueck, weil….. *Trommelwirbel*

*Tusch!*

ich doch noch fuer das Praktikum in Madagaskar zugelassen wurde! Ein gewisser Anthony kann seinen Platz nicht wahrnehmen und jetzt laesst der WWF mich nachruecken. Seitdem ich das gehoert habe schwanke ich zwischen

– absoluter Euphorie, weil Tierschutz! Madagaskar! WWF!

– Panik, weil dritte Welt! In einem Monat! Malaria! Typhus!

– Herzschmerz, weil Surfen?! Suedinsel?! Kiwis?!

– Entnervtheit, weil Flugticket! Impfung! Moskitonetze!

– Anspannung, weil Herausforderung! Malagasy-Lernen?! Top-End-Mitarbeiter!!

und so weiter. Ich habe heute acht Stunden vorm Computer verbracht, und das nur um das Noetigste zu klaeren, um ueberhaupt nach Madagaskar einreisen zu duerfen. Jetzt muss ich mich durch einen Stapel Buecher und Papers arbeiten, um da nicht anzukommen und die berechtigte Frage gestellt zu bekommen, was genau MICH dazu qualifiziert, einem Eingeborenen Malagassen zu erklaeren, welche Baeume er pflanzen soll. Aber- ich will das. Die Leute, mit denen ich arbeiten werde, sind genau die Art cleverer Hard-Core-Prinzipienreiter, zu denen ich immer gehoeren wollte. Null Illusionen bei maximaler Motivation, die Welt zu retten. Herzlichen Dank, ich bin am Start.

The horse has finally arrived

Dela is gone. One entry in english, for her sake.

Yolanda and Immi left yesterday (for good? … naaah, I don’t think so. They’ll be back for christmas), and now: Dela. That woman has been here longer than me and because of that, she seemed like a piece of Ahipara to me. And an important one, too! What would surfing have been like without her constant encouragement and tips? And her “And now: a beer.” when we got home?

This chocolate-raisin-throwing- , tomato-on-bread-rubbing- , crying-when-laughing- person really made a difference around here. You don’t meet many people, who are radiating with so much warmth and livelyness, even though they sometimes have troubles speaking to you. But Dela manages to be funny and smart in a language she claims “don’t like me!”. Some people manage to be neither funny, nor smart in their mothertongue (neither- nor, Dela, another example!). A good person with few words is way better than someone with the most elaborated vocabulary in the world, who can’t use a toilet brush, when necessary (my idea of a bad person right now. Had an awful day cleaning the bathroom today.).

Saying good-bye sucks. I think Dela thinks so, too. She’s been crying a lot (alot! alot! alot!, she would say), but I hope that means, she enjoyed her time here as much as I did. Her leaving also means, that I’m the next to go. Three more days, and I’ll be on the road again. Will I ever read cheesy teenage-novels aloud to anyone in the world again? Will Dela, Immi, Yolanda, Oihan and Max find a dictionary as practical as “little Sarah”? Who’s going to be proud of me, when I finally manage a good turn on the wave? Who’s going to mock Max, so he doesn’t get too full of him self, being as great as he is? Are Dela, Immi and Yolanda going to starve as soon as they ate up their chocolate-peanuts-and-special-sandwich-lunch-package??? With no banana pancakes tomorrow morning???!!

I might (just might) overestimate the impact we had on each other in Endless Summer Lodge. Probably because there’s really nothing here except for the occasional wave and the people you’re sharing your “home” with. We’ll all go on traveling and we’ll be just fine and meet new, awesome people, just like we did before we came here. But it’s nice to imagine, just for now, that this has been especially special, that everybody felt that way and that that’s why we’ll make an effort to see each other again. Soon.

Max angelt

Dinge, die Max bereits gefischt hat:

– 2 sehr wohlschmeckende Fische

– 1 sehr ungut schmeckenden Fisch

– 1 Katze

– 1 Albatross

Die Katze hat sich nachts an dem liegen gebliebenen Koeder vergriffen und waere fast Opfer des darin versteckten Hakens geworden. Gottseidank nur fast. Der Tierarzt hat den Haken aus iherer Wange entfernen koennen.

Weniger gut gehts den Fischen, fuer die ich kurzzeitig wieder Pisco geworden bin (Vegi-Slang, cool, wa?). Selbstgefangener Fisch macht der Umwelt ja nix, oder, Jonathan Safran? Und zum Mitleid mit diesen kalten, glitschigen Viechern konnte ich mich nie ernsthaft durchringen. …

…Ja, okay, gut, ich konnte einfach der Versuchung von frisch gefangenem Fisch nicht wiederstehen. Ich bin auch nur ein Mensch. Hmpf.

Mittelgut ergings dem Albatross. Das war so:

Ich gehe das erste Mal los, um dem lieben Max beim Fischen zuzuschaun (laut seiner Aussage das Langweiligste, das man machen kann. Ich glaube, er wollte nur seine Ruhe haben. Der Trip war alles andere als langweilig), im Gepaeck ein paar Bier und in Begleitung von Dela. Wir finden ihn auf dem ueblichen Felsen. Alles ganz friedlich. Irgendwo geht die Sonne unter, Dela und ich stoeren gekonnt die Atmosphaere, die Angel ruehrt sich nicht und ich beginne schon, mir Unfug fuer den Rest des Abends zu ueberlegen, da wirft Max die Angel neu aus- und trifft beim Werfen einen Vogel, der “Kwooooaaaak”-machend ins Meer stuerzt. Dort angekommen strampelt das dumme Tier natuerlich so rum, dass es sich hoffnungslos in der Angelschnur verheddert. Nun sind diese Schnuere ja so konzipiert, dass sie nicht reissen, wenn ein grosses Tier an ihnen zieht. Max blieb also nichts anderes uebrig, als die Angel einzuholen. Der Vogel hatte sich dann doch recht schnell mit seinem Schicksal abgefunden und blieb ganz passiv, als Max ihn uebers Wasser zu uns zog. Dela und ich uebernahmen an dieser Stelle das Ach- und Weh-Geschrei fuer den Vogel, nachdem wir uns vom ersten Schrecken erholt hatten. Ich:  ” Cut the line, CUT THE LINE!!!, YOU’RE HURTING HIM, DUDE, OH MY GOD, SERIOUSLY, WHAT THE HELL, CUT THE FUCKING LINE!!!” Dela, mit in den Himmel gerichtetem Blick: ” WAAAAH, HIS FRIENDS ARE ATTACKING!!!” Ueber uns hatte sich tatsaechlich eine Meute aufgebracht wirkender Albatrosse versammelt. Gottseidank dachten sie wohl eher, dass ihr Kumpel zu bloed zum Fliegen ist, als das wir etwas mit seiner Situation zu tun haetten. Sie attackierten uns nicht und sahen dankenswerterweise auch vom Klogang ab, waehrend sie ueber unseren Koepfen kreisten.

Max bliebvoellig ruhig. Weil er dem verdammt scharfen Schnabel des Vogels nicht zu nahe kommen wollte, schnitt er erst das Ende der Angelschnur mit dem Koeder und den Angelhaken durch und dann das Ende, das den Vogel mit der Angelrute verband. Dieses Ausmass an Geistesgegenwart, waehrend eine tobende Vegetarierin ihm aus 2 m Entfernung  die Foltermethoden entgegenschrie, die sie auf ihn anwenden wuerde, sobald sie ihn erwische, versetzt mich im Nachhinein in Staunen.  Max hat den Vogel frei gelassen und seine Angel gerettet. Sauber. Ich haette mich eiskalt dreimal von dem Viech beissen lassen, um dann die Angel loszulassen, um ihr und dem Vogel dann mit dem Messer hinterherzurennen, um zu versuchen, doch noch die Schnur zu durchtrennen, um dann mit dem Messer zu stolpern und einen unbefriedigenden Tod zu sterben ohne den Vogel befreit zu haben. Max meinte spaeter, dass er fairerweise das naechste Mal, wenn sowas passiert, den Schnurteil mit dem Koeder dranlaesst, damit der Vogel angeln gehen kann und nach dem kurzen Schock wenigstens einen evolutionaeren Vorteil gegenueber seinen Artgenossen hat. Der Mann hat mag kein besonders begabter Angler sein, aber als Stoiker macht er sich verdammt gut.

Soll ich wirklich den duemmlichen Wortwitz “Philosurfie” anbringen?…

Ich glaube es ist meine Schwaeche fuer moeglichst weit hergeholte Metaphern, die mich das Surfen so lieben laesst. Surfen ist naemlich eine einzige fette Riesenmetapher fuer das Leben an sich. Jetzt passt mal auf:

Zunaechst ist es recht unangenehm damit anzufangen. Dort wo man herkommt ist es warm und sicher und dort wo man hin muss ist es kalt und voller Gefahren. Man kaempft sich also rein ins Wasser (as opposed to: raus aus dem Fruchtwasser), kriegt erstmal ordentlich von der Brandung in die Fresse und danach fast einen Krampf, bis man sich mal weit genug rausgepaddelt hat um mit dem eigentlichen Surfen zu beginnen.

Und dann sitzt man da. Manchmal wartet man und wartet man und starrt und starrt und es passiert gar nichts. Wenn gutes Wetter ist, kann das Warten sogar sehr schoen sein, aber man sieht vor lauter Hoffnung auf Wellen kaum das glitzernde Wasser um einen herum und die niedlichen Schaefchenwolken ueber einem drueber, sondern wird ungeduldiger und ungeduldiger und ruft irgendwann: “Verdammtnochmal, Ozean, gib mir ne Welle! Du Hund!”, was gar nichts bringt, was einen noch ungeduldiger macht. Und so kann man sich das eigentlich schoene Warten herrlich selbst vermiesen, indem man zu angestrengt in die Ferne starrt und nicht sieht, was man schon hat. Es kann sogar passieren, dass man eine perfekte Welle vorbeiziehen laesst, weil man in die Ferne gestarrt hat und meinte, eine noch bessere im Set gesehen zu haben. Und wenn man dann erkennt, dass das, was man fuer besser gehalten hat, nur Schaum ist und keine Kraft hat, ist es schon zu spaet und man sieht gerade noch wie andere, erfahrenere Surfe die perfekte Welle reiten und man denkt sich: “Scheisse.”

Bla bla bla, im Endeffekt will ich drauf raus, dass beim Surfen vieles Mist ist, genau wie im Leben eben, es sich aber trotzdem eigenartigerweise fuer den Bruchteil an grossartigen Momenten lohnt. Und: Sonne gut, Regen weniger.

Die letzten Tage waren- trotz gravierenden Wellenmangels- ueberraschend mega. Dela, Oihan, Mimi und ich sind nach Cape Reinga gefahren  und haben uns die zwei aufeinandertreffenden Ozeane angeschaut. Ziemlich cool. Ich bin wenig fuer Touristenquatsch-Abklappern, aber das hat sich echt gelohnt. Man sieht nicht oft Straende, an denen die Wellen von zwei Seiten kommen. Die zu surfen waere echt puh, also puh…

Mimi ist am naechsten Tag mit Jo und Phil (bei denen sie gewohnt hat) auf deren Segelboot Richtung Paihia geschippert. Ich weiss nicht wie der Trip gelaufen ist. Ich weiss nur, dass Phil meinte, er muesse noch das ein oder andere reparieren und er kenne sich sowieso nicht so gut mit Booten aus, weswegen er noch zwei Kumpels gebeten habe mitzukommen, die allerdings beide recht schwere Alkoholiker seien, also nur damit Mimi sich nicht wundere. Ihr koennt vielleicht verstehen, warum ich nach 4 Tagen, in denen ich nichts von Mimi gehoert habe, meine facebook-Nachrichten an sie nur noch in Grossbuchsteben verfasse und relativ viele Ausrufezeichen benutze. Bevor ich vor Sorge wahnsinning geworden waere, habe ich allerdings Jo angerufen und von ihr erfahren, dass Mimi wenigstens wohlbehalten Paihia erreicht hat. Wenn ich dem Glauben schenken kann, duerfte sie a) auf den 50m vom Steg zum Hostel entfuehrt worden sein oder b) auf den 50m vom Steg zum Hostel nach 25m am Liquorstore haengengeblieben sein und seitdem der in Paihia einzig sinnvollen Beschaeftigung nachgehen- Party machen. Mimi, wenn du das liest- erbarme dich und lass mich wissen, dass du lebst. Und dann besorg dir einen Helm, denn es wird Kopfnuesse regnen, sobald wir uns wiedersehen.

Yolanda und Immi sind wieder in die Lodge eingeschneit und seitdem gehen wir jeden Abend etwas spaeter ins Bett. Es ist so lustig, wie anders man Menschen auf Reisen kennenlernt. Dinge, ueber die man sich daheim definiert und die jeder ueber einen weiss, kommen hier manchmal erst nach Tagen, die man gemeinsam am Strand verbacht hat, raus. Man fuehlt sich wie in der Disko, so oft aendert sich das Licht, in dem man Leute sieht. Zunaechst waren Immi und Yolanda ein Hamburger Paerchen, das vorm Studieren nochmal in NZ rumreist. Dela war ein katalanisches Strahlemaennchen im Aufzug einer Hardcore Surferbraut. Und Max war mein freundlicher Arbeitskollege, der eine Zwillingschwester hat und dementsprechend merklich daran gewoehnt ist, Maedels zu handeln. Dann wurde aus Yolanda die Tocher hippiesquer Eltern, die nicht Psychologie studieren moechte, weil sie Angst hat, zu einem Klischee zu werden (sehr sympathisch). Aus Immi wurde der krasse Surfer, der als Deutscher (!) einfach mal Wellen nimmt, bei denen sogar der gute Phil, der sein Leben lang in Ahipara gewohnt hat, einraeumt, dass sie “maayyybe a little smaller” sein koennten. Aus Dela wurde der heimlich sehr ernsthafte, aber vordergruendig authentisch lebenslustige Angsthase, der eigentlich gut Surfen kann, sich aber ums Verrecken nicht an bestimmte Stellen rantraut. Und Max wurde zum Energiebolzen, der alles, was er anpackt- egal ob Surfen, Fischen, Kochen oder Fensterputzen- mit beeindruckend unaufgeregtem, aber ebenso unbeirrbarem Ehrgeiz perfektionieren will.

Und DANN kommt raus, dass Yolanda eine wunderschoene Stimme hat und portugiesisch spricht, Immi faengt ploetzlich zu rappen an und es kommt raus, dass er in Hamburg mit seiner Band in Clubs auftritt (im Ernst, die sind mega gut, ich war total gaaaaaah), Dela entpuppt sich als endlos facettenreich (kann nix rauspicken. Soll es die Auberge Espagnol WG sein, in der sie anscheinend lebt, der brazilianisch Tanz, dem sie daheim jeden Mittwoch von 1 bis 4 Uhr nachts nachgeht, der an Weisheit grenzende Pragmatismus, mit dem sie auf das reagiert, was ich so erzaehle…?), und Max- der mit Abstand am wenigsten von “frueher” erzaehlt- erweckt den Eindruck ein durch und durch gutmuetiger, lieber Mensch zu sein, der nur eben ganz gerne die ein oder andere Fabrik abfackeln moechte.

Wenn mir die letzten zwei Jahre Psychologiestudium die leicht frustrierende Erkenntnis aufgedrueckt haben, dass der Mensch doch seeehr berechenbar ist und wir alle nach den gleichen stupiden Mustern funktionieren, haben mir die letzten Tage mindestens genauso gut wieder vor Augen gefuehrt, wie wenig die Theorie mit der Praxis zu tun hat. Schubladen sind was fuer Psychologie-Anfaenger, schaetze ich.

Btw: Kommentare

Kommentieren funktioniert so: auf Artikel klicken, so dass nur noch der eine und nicht alle angezeigt werden, unten Kommentar eingeben, posten, done. Ich lese jedes einzelne Kommentar und freue mich riesig ueber neue Leser. Das ist ein in etwa so schoenes Gefuehl wie aufrichtig nach dem eigenen Befinden gefragt zu werden. Ich antworte allerdings nie auf dem Blog, weil ich so selten Internet hab und dann lieber schnell einen neuen Post zusammentippe. Ihr koennt euch aber sicher sein, dass ich mir ganze Konversationen mit euch basierend auf euren Kommentaren ausdenke. ZB:

Koiin: “Läppische Standardaufmachung” wird hiermit als minimalistisch und lesefreundlich eingestuft und “entschuldigt” – yeah

Ich: “Danke. Ich registriere die ironisch gemeinte Herablassung und freue mich ehrlich ueber dein Urteil “lesefreundlich”, denn das war mir wichtig.”

Koiin: “Bittebitte. Aber was meinst du mit ironisch? Ich hab ja wohl wirklich mehr Ahnung von Webaesthetik als du!”

“Wie nich ironisch?? Ich meine, schonschon, dass du mehr Ahnung hast, aber wie kann man nur so offen zu seinen eigenen Staerken stehen??”

“Warum denn nicht? Und jetzt komm mir nicht mit Arroganz, ich-”

“Doch, natuerlich komm ich dir mit Arroganz, du alter selbstverliebter-”

“Nur weil du dir eine Pseudobescheidenheit angeeignet hast, du viel nerviger ist als ehrliches Selbstvertrauen-”

“Was heisst den hier Pseudo?? Pseudo und Bescheidenheit ist ein Oxymo-”

“Siehste?! Siehste?!? Jetzt kommst du wieder mit Fremdwoertern- als koenntest du kein Deutsch!! Wuerdest du dich bitte dazu herablassen, die uns beiden gemeinsame Muttersprache zu sprechen? Oder findest du keinen anderen Weg, deine intellektuelle Dominanz zu behaupten, weil du ja offiziel so bescheiden sein musst??”

” Chapeau, mein Freund. Ich gebe mich geschlagen.”

(Ich lasse Koin unsere fiktiven Unterhaltungen gewinnen, weil das so eine nette Abwechslung zur Realitaet ist. Zwinkerzwinkerzwinkerzwinker)

Uebrigens waere es nett, wenn mir jemand (vielleicht nicht in einem Kommentar, sondern hintenrum) mitteilen koennte, wenn zu viel von meiner Affe-Affe-Klapperschlange-Verruecktheit durchkommt. Ich hab keine Lust im April aus dem Flugzeug zu steigen und freundlich ein Zwangsjacke hingehalten zu bekommen….

The Aftermath

Nach Neuseeland zu reisen bedeutet- waehlt man den richtigen Zeitpunkt- nicht nur 1,5 Jahre Sommer, sondern auch 1,5 Tage Geburtstaghaben. Hier ist es natuerlich Glueckssache, ob man den richtigen Zeitpunkt abbekommt. Aber das Glueck und ich sind momentan ja ziemlich dicke und so ueberrascht es nicht, dass es mir den 2. Dezember als Geburtstermin zugespielt hat, wohlwissend, dass ich 21 Jahre spaeter im traumhaften Ahipara sitzen und mich ueber ein bisschen verlaengerten Geburtstagsflair freuen wuerde. Und weils grad dabei war, hat das Glueck auch noch meine Vorliebe fuers Surfen antizipiert und richtig gute Wellen obendrauf gepackt. Vielen Dank, Glueck. Wenn das so weitergeht, fuehle ich mich bald zu kleinen Opfergaben verpflichtet.

Ich war ueberhaupt nicht in Geburtstagsstimmung, als ich aufgewacht bin. Erstens finde ich es nicht schoen nur noch “Anfang 20” zu sein, als einfach 20 (common upgroan by all women over 22…). Zweitens ist hier Sommer und meine Praegeburtstagsaufregung ist 20 Jahre lang auf Schneeregen konditioniert worden. Kein Schneeregen- kein Sabbern nach Geschenken.

Ich bin also voellig neutral in die Kueche geschlurft, um mir einen Kaffee zu machen und neutral rumzusitzen, da packt mich ploetzlich jemand von hinten am Ohr und faengt an es geradezu (aber eben doch nicht ganz) brutal hin und her zu schlackern (Du hast ein besseres Verb? Call 021 544556). Der Taeter: Ohan, alias Davidoff-Mann, der Baske, den man nicht anschauen kann, ohne rot zu werden, weil er einfach zu gut fuer diese Welt aussieht. Er hat leider- auch nach dem zehnten Mal Nachfragen vonseiten meiner Schwester- eine Freundin. Warum zog er mir am Ohr? Baskische Geburtstagstradition. Dela hat mir inzwischen erklaert, dass man ueber Basken sagt, dass sie typischerweise sehr stark und sehr dumm sind. Nur Ersteres trifft auf Ohan zu, aber es erklaert die Ohrziehtraditon.

Ich bin also sozusagen am Ohr meiner Neutralitaet entzogen worden und habe sie bis zum Ende meines Geburtstags nicht wiedererlangt. Meine Chefin Anna hat mir einen Hefezopf in Form einer riesigen 21 gebacken. Hefezopf ist mein Lieblingskuchen! Anna ist wirklich die Beste, es ist eine reine Freude fuer sie zu arbeiten. Ich habe das Klo in den vergangenen Tagen NOCH ein bisschen penibler geputzt. Und Anneke war ploetzlich am Telefon! Das war schoen…

Dann war trotz Geburtstag Arbeit angesagt. Ich wurde aber frueher fertig und wir konnten uns unsere Boards schnappen und zur perfekt auf meine Arbeitszeit abgestimmten Ebbe (Cheers again, Glueck) ins Wasser. Es ist allerdings frustrierend, wie schlecht ich immer noch bin. Die letzte Woche war einfach gar nix mit Wellen und vom auf dem Brett Sitzen und zum Breakpoint Starren wird man nicht besser. Aber ich stehe. Ich stehe und es ist ein geiles Gefuehl. Es ist um einiges anstrengender, 2 Stunden von Wellen gejagt zu werden, als 2 Stunden Wellen zu jagen. Dementsprechend war ich schon voellig platt, als Mimi mit Jo, der 23jaehrigen Wahlneuseelaenderin, bei der Mimi gerade wohnt, ankam. Geburtstagsueberraschung! Surfstunden for free! D’aaaah…. Nach einer weiteren Stunde lag ich mit dem Gesicht nach unten im Wasser, der festen Ueberzeugung, dass 21 reicht.

Ich habe aber wirklich einiges gelernt. Mehr als in der ganzen Woche davor. Und Mimi hatte ihre eigene Surferleuchtung und steht jetzt vor dem Problem, verstanden zu haben, warum meine Freunde im Hostel und ich ueber nichts anderes mehr reden koennen, als Wellen und Tides, aber kein Geld fuer Surfstunden ausgeben zu wollen. Ich waere natuerlich begeistert, wenn ich in ihr eine Langzeitverbuendete in Sachen Surf finden wuerde. Aber- Ahipara will do the job. Gebt ihr noch 2 Tage hier und sie ganz dem Sog des Wetsuits eh nicht widerstehen.

Fix und fertig, leicht angekokelt an Haende, Fuessen und Gesicht und sehr, sehr gluecklich bin ich zurueck ins Hostel gewankt, wo Max einen Mojito fuer mich bereitstehen hatte. Der hat  mich soweit erfrischt, dass ich in der Lage war, Falafel und Couscoussalat mit Minzsauce vorzubereiten. Das war nicht schwer. Viel schwerer war es zu verkraften, dass ich mich ploetzlich mit Blumengirlanden um den Hals und Luftballons ueberall an einer klassischen Geburtstagstafel wiederfand, die meine “Kurzzeitfreunde” (Langzeitfreunde in spe) und Mimi einfach so aus dem Boden gestampft hatten. Anna hat einen Sekt aus einer Frucht, die nur in NZ waechst, aufgemacht, Max hat einen Kaesekuchen mit einer 21 drauf gebacken, Dela hat mir eine Muschelkette gebastelt, Yolanda und Immi sind extra fuer meinen Geburtstag nochmal nach Ahipara zurueckgekommen und Mimi- ei!- hat mit einem perfekten Schokoladenkuchen, einem Ring aus Original-Ahipara-Muscheln und einer laermmachenden Partyhand (wtf???) den Geburtstagstisch gerockt. Und dann kam der Anruf von Laura, Mikosch und Claudi. 20 Minuten alkoholinduzierter Verbalslapstick meinerseits. Sorry about that.

Und dann kamen die Emails und Facebookmessages! Bis zum naechsten Tag regnete es Gutwilligkeit auf mich und ich habe mir zweimal selbst eine runtergehauen, weil ich nicht aufhoeren konnte im Liegen, mein Handy ueber meinem Gesicht haltend, Emails zu lesen und beim Wegpennen wegen erschlaffter Hand letztere auf schmerzhafte Art und Weise auf die Nase zu bekommen. Vielen, vielen Dank. Ich hatte mir fest vorgenommen (aus Prinzip!) allen Glueckwuenschen persoenlich zu antworten. Facebook ist Wahnsinn und ich meine das nicht durchweg positiv. Aber auch nicht durchweg negativ, denn es ist mir eine nicht versiegende Quelle an ploetzlich hochinteressanter Banalinformation ueber euer Treiben dort drueben. Tom war letztens langweilig- wer hat ihm da rausgeholfen?? Wie wars am Christkindelsmarkt, Maex?? Was zum Teufel ist mit Monolighten gemeint, Liv?? Usw.

Also postet, postet, postet, es gibt eine Person am anderen Ende der Welt, die sich fuer die Zusammenstellung eures Abendessens interessiert!